Bayerns CSU beweist Unwissenheit in Sachen Elektroautos
Eine Posse im bayerischen Landtag wird zum traurigen Beispiel für die Unwissenheit mancher Politiker in Sachen Elektroautos: Eine Forderung der Opposition lautete, bei der Neubeschaffung von Dienstwagen auf umweltfreundlichere Modelle umzusteigen. Der Vorstoß der Grünen – unterstützt von den Freien Wählern – sah vor, den CO2-Ausstoß der Dienstfahrzeuge bis 2020 auf 95 Gramm je Kilometer zu reduzieren und den Anteil der Elektrofahrzeuge an der Flotte auf zehn Prozent auszubauen.
Die CSU wies den Antrag zurück – mit einer haarsträubenden Begründung: »Viele Elektrofahrzeuge und Hybridfahrzeuge seien bei Leistung, Komfort und Sicherheit noch nicht mit herkömmlichen Autos vergleichbar«, zitiert die Welt den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Karl Freller. Elektroautos hätten zudem wegen ihrer eingeschränkten Reichweite in einem großen Flächenland wie Bayern Nachteile.
Es ging bei der Forderung nicht nur um die zwölf schadstoffschleudernden Oberklasse-Limousinen der Kabinettsmitglieder, die der bayerischen Staatsregierung im aktuellen Dienstwagen-Check der Deutschen Umwelthilfe den letzten Platz einbrachten, sondern um immerhin 12.000 Dienstfahrzeuge des Freistaats Bayern. »Und da bin ich der Meinung«, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Thorsten Glauber der Welt, »dass es bei vielen Ministerien und deren nachgeordneten Behörden möglich wäre, Elektro- oder Wasserstoffautos einzusetzen.«
Im Jahr 2013 übrigens habe sich der Freistaat 1800 neue Fahrzeuge angeschafft, darunter, so Markus Ganserer von den Grünen, waren lediglich ein Elektroauto und zwei Hybridfahrzeuge.
Kurt Sigl vom BEM kritisiert scharf.
»Die aktuelle Entscheidung der bayerischen Landesregierung ist in vielerlei Hinsicht nicht nachvollziehbar. Die Deutsche Umwelthilfe hat für die Dienstwagen der bayerischen Staatsregierung einen durchschnittlichen CO2-Ausstoß von 176 Gramm pro Kilometer errechnet. Die Minister fahren überwiegend Luxusklasse, vor allem Audi A8 oder BMW der 7er-Reihe. Ein Privileg, dass im bundesweiten Vergleich nicht mehr zeitgemäß ist. So sind etwa in Hamburg solche großen Dienstfahrzeuge unüblich. Der Senat in der Hansestadt kommt im direkten Vergleich der Dienstwagenflotte lediglich auf einen durchschnittlichen CO2-Ausstoß von 114 Gramm«, empört sich BEM-Präsident Kurt Sigl auf der Website des Verbandes und ergänzt: »Damit zeigt die bayerische Landesregierung nicht nur, wie reaktionär sie ist, sondern richtet sich direkt gegen die eigenen Automobilhersteller Audi und BMW. Beide Unternehmen werden wenig erfreut darüber sein, dass ihre Elektro- und Hybridfahrzeuge aus Sicht des Landtages nicht dem Komfort eines Ministers entsprechen sollen.«
Als Vorbildfunktion für die bayerischen Wähler diene die aktuelle Entscheidung auf jeden Fall nicht. »Es ist wenig dienlich, wenn die Ziele der Bundesregierung durch so ein tradiertes Abstimmungsverhalten auf Landesebene konterkariert werden. Ebenso ist die Entscheidung im Sinne von Klima- und Umweltschutzmaßnahmen fragwürdig und offenbart, wie wenig ernsthaft die bayerische Landesregierung mit dieser Thematik umzugehen gedenkt«, betont Sigl.
Quelle: ⇢ ecomento.tv – Das Elektroautoportal