Bei eMobilität hinkt Deutschland weit hinterher
11.11.2018 / Artikel erschienen auf ⇢ www.goettinger-tageblatt.de
Alle reden von eMobilität, aber Deutschland hinkt international weit hinterher. Über diese ernüchternde Feststellung haben bei einem Unternehmerfrühstück in Göttingen vor allem Logistiker diskutiert.
Alex Holtzmeyer, BEM-Landesvertreter Niedersachsen, nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er über den aktuellen Stand der Elektromobilität in Deutschland und Europa spricht: »Andere Länder sind da sehr viel weiter, wir liegen um Jahre zurück und werden diesen Abstand in absehbarer Zeit auch nicht aufholen.« Eine schonungslose Aussage, die manchen Unternehmer im Tagungsraum des Göttinger Hotels Freigeist dann doch überrascht.
Mobilitätscluster Göttingen
Sie sind alle Logistiker – ob als Spediteure, ITler oder Handelstreibende. Das Logistik und Mobilitäts-Cluster Göttingen/Südniedersachsen und der Verein Logistikportal Niedersachsen hatte am Mittwoch zum 5. Unternehmerfrühstück »Logistik & Mobilität« eingeladen. Eine Veranstaltung mit zwei Kurzreferaten in entspannter Atmosphäre.
Wie weit die eMobilität bundes- und europaweit hinterher hinkt, belegte Holtzmeyer anhand von Statistiken. Unter den Top-20 der in diesem Jahr meistverkauften eAutos sind fast ausschließlich asiatische Modelle. Und in der Diskussion wird deutlich, dass die vielen Mitglieder im Bundesverband eMobiliät – darunter führende Auto- und Elektrokonzerne – nicht ganz unschuldig sind an der Situation. Bis auf wenige „traut sich keiner in Europe, aktiv zu werden“, räumte er ein.
Das bezieht sich allerdings nicht auf die Entwicklung von Fahrzeugen, sondern auf die zwingend erforderlichen Batterien dafür. Weil sie Mangelware sind und niemand in Deutschland geeignete Akkus in großer Stückzahl produzieren will, müssten interessierte Kunden oft monatelang auf ein bestelltes eFahrzeug warten. Eine Feststellung, die mehrere Gäste bestätigten.
»Den können Sie sofort abholen«
Dass es schneller und besser geht, belegte Holtzmeyer mit einem eSprinter, mit dem er selbst angereist war: ein Maxus EV 80 aus China – »den können Sie heute bestellen und sofort abholen«. Und er leiste mehr als viele Vergleichsmodelle – auch bei der Reichweite.
Vor diesem Hintergrund fordere der Verband immer wieder, die Rahmenbedingungen für eMobilität zu verbessern – inklusive einer besseren Netzstruktur. Die sei in Göttingen allerdings schon recht gut, versicherte als zweiter Referent Christian Finck, Leiter für den Bereich technischer Service bei den Göttinger Stadtwerken. In der Stadt gebe bereits viele öffentlich zugängliche Ladesäulen und Wandstationen.
Großes Interesse in Göttingen
Generell gebe es immer mehr Interesse an Elektromobilität in dieser Region – und immer häufiger Anfrage bei den Stadtwerken. Oft seien es Immobilieninvestoren oder Hausverwaltungen, die ihre Garagen mit Ladestationen ausstatten wollen.
Die Stadtwerke hätten sich längst auf diesen Trend eingestellt, sagte Finck: mit eigenen Ladepunkten unter anderem in ihren Parkhäusern – und als Dienstleister. Die Gesellschaft berate bei technischen Fragen, bei Fragen zu Tarifen, zu Abrechnungsmöglichkeiten und biete auch Komplettlösungen inklusive Planung, Betrieb und Abwicklung von Ladestationen an. Mit dieser Zielrichtung gebe es zurzeit zum Beispiel konkrete Gespräche mit der Göttinger Uniklinik.
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