Blick nach vorn: Keine Angst vor Elektroautos
Zeitschrift amz – Ausgabe 09/2016
Um Kfz-Betrieben beim Einstieg in die Elektromobilität zu helfen, zeigt der Bundesverband eMobilität, wohin die Reise in diesem noch neuen Segment geht.
Auf dem Kölner Aftersalesforum der BBE Automotive Ende Juni dieses Jahres standen vor allem technologische Entwicklungen und die darauf abgestimmte zukunftsgerichtete Gestaltung von Kundenbeziehungen im Mittelpunkt. Besonders groß war das Interesse an einem Vortrag mit dem Titel »Elektromobilität – wohin geht die Reise?«. Kurt Sigl, Präsident des Bundesverbands eMobilität (BEM), machte den Veranstaltungsteilnehmern bewusst, dass mit der Entwicklung des Markts für Elektrofahrzeuge ein Systemwechsel im internationalen Aftermarket einhergeht.
Für den Erhalt von Arbeitsplätzen und der heimischen Wertschöpfung sieht er auf der Basis der sogenannten neuen Mobilität große Wachstumspotenziale. Allerdings geht die ausländische Konkurrenz in diesem Feld engagierter vor als die Akteure hierzulande. Wenn der Standort Deutschland künftig vom Zukunftsmarkt Elektromobilität profitieren soll, muss die Automobil-Branche ab sofort deutlich aktiver werden sowie tradierte Strukturen und Denkmuster aufbrechen, forderte Sigl.
Im Anschluss an das Aftersalesforum sprach die amz mit Kurt Sigl darüber, was Kfz-Betriebe und Autohäuser aus Sicht des Bundesverbands eMobilität tun können, damit sie von den unvermeidbaren Veränderungen künftiger Mobilität nicht überholt werden, sondern stattdessen mit Elektrofahrzeugen bereits kurzfristig Geschäfte machen. »Am allerwichtigsten ist, dass Betriebe sich dem Thema öffnen und sich fragen, wie sie ein aktiver Teil der Entwicklung werden können«, brachte Sigl das Problem auf den Punkt.
»Wer frühzeitig bei der eMobilität startet, kann heute schon in seiner Region eine führende Position in diesem Geschäftsund Kompetenzfeld erreichen.« Der BEM-Präsident wies darauf hin, dass das Geschäft rund um die Elektromobilität von Autohäusern vor allem Kreativität verlangt. Den Kunden sind Gesamtlösungen anzubieten, die möglichst genau zu ihrem Mobilitätsprofil passen. Denn der Betrieb verkauft nicht nur ein neuartiges Fahrzeug, sondern eine Komplettlösung, bestehend etwa aus einem Elektroauto nebst Carport inklusive Photovoltaik- Anlage, Batterie-Service usw. Dabei ist es wichtig, dass Autohäuser mit Technologiepartnern zusammenarbeiten, die ihr Produkt- und Service-Angebot entsprechend etwa mit Batterielade-Lösungen, regenerativer Energiegewinnung usw. ergänzen.
eMobilität kommt in die Werkstatt
Dass dieses »Rezept« in der Praxis funktioniert, beweisen zahlreiche Kfz-Betriebe, die den Einstieg in den Markt auf diese Weise bereits erfolgreich geschafft haben. Zu diesen Trendsettern gehört die Auto Reichhardt GmbH in Augsburg. Die amz sprach mit Andreas Forster, der das Elektromobilitätsgeschäft des Unternehmens als verantwortlicher Kundenberater betreut.
Auto Reichhardt ist ein bereits in dritter Generation geführtes Traditionsunternehmen, das heute breit aufgestellt ist. Es ist Renault-Vertragspartner und Dacia-Service-Center für Pkw und Transporter. Daneben bietet es markenunabhängigen Service und Unfallinstandsetzung. Rund um die Uhr ist der eigene Pannen-, Abschlepp- und Bergedienst im Auftrag des ADAC in der Region unterwegs. Darüber hinaus ist Auto Reichhardt auch Wohnmobilspezialist – sowohl als Vertragshändler für drei Wohnmobilmarken als auch als Spezialist für den Wohnmobilausbau.
Auf die Frage nach dem eMobilitäts-Engagement von Auto Reichhardt fasste Andreas Forster die Fakten zusammen: »Unser Grundgedanke beim Einstieg in die Elektromobilität war das Interesse, diese zukunftsträchtige Technologie in einem noch unerschlossenen Markt mit Kompetenz und Engagement zu präsentieren. Vom Elektroauto über die Ladestation am Eigenheim, den Anschluss beziehungsweise die Installation von Photovoltaik-Anlagen mit Energiespeicher beim Kunden bis zur Installation von öffentlichen Ladesäulen bieten wir alles an oder vermitteln die passenden Technologie-Partner.«
Als zertifizierter Renault-Z.E.-Elektrofahrzeuge- Partner bietet das Unternehmen sämtliche Elektroautos des Herstellers an. Werkstattmitarbeiter wurden zu Z.E.-zertifizierten Hochvolttechnikern weitergebildet, um alle Wartungsarbeiten und Reparaturen an Elektrofahrzeugen durchführen zu können. Zudem ist Auto Reichhardt Partner des regionalen Energielieferanten Lechwerke Augsburg, einer Tochtergesellschaft von RWE, und kann damit seinen Kunden alle notwendigen Energieversorgungs- Installationen wie Wallboxen an ihren Häusern oder in ihren Garagen anbieten.
Wer es macht sollte es richtig machen
Auf die Frage, worauf Kfz-Betriebe achten sollten, die ebenfalls erfolgreich bei der eMobilität mitmachen wollen, gibt Andreas Forster eine offene Antwort: »Wer es macht, sollte es richtig und nicht halbherzig machen. Interessenten erkennen sehr schnell, ob jemand nur mal so Elektroautos mitverkauft oder ob er das System verstanden hat. Die Technik und alles rund um diese neue Generation von Fahrzeugen ist neu. Manche Interessenten kommen schon zu Beginn ihrer Überlegungen zum Händler, andere erst im letzten Schritt. Dann sind sie bereits so gut informiert, dass sie jede Form vom Halbwissen sofort durchschauen. Unsere Aufgabe als Kundenberater ist es vor allem, Interessenten so weit es geht die Angst vor dieser Technologie zu nehmen.«
Für Kfz-Betriebe, die sich entsprechend kompetent im Feld Elektromobilität bewegen wollen, bietet der Bundesverband eMobilität umfangreiche Hilfestellungen und Hintergrundinformationen. Regionale Elektromobilitätsberater des Verbands helfen den Unternehmen, für ihre Kundengruppen bedarfsgerechte Angebotspakete zu schnüren. Wer zwischen dem 13. und 17. September 2016 die Automechanika in Frankfurt besucht, findet die Ansprechpartner des BEM in der Frankfurter Festhalle unter dem Schwerpunktthema Tomorrow’s Service & Mobility. Hier bekommen Interessenten alle nötigen Basisinformationen und können einen Termin für ein Gespräch mit einem Berater vor Ort in ihrem Betrieb vereinbaren.
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