Das Elektroauto gewinnt

Experten rechnen damit, dass schon bald die Nachfrage nach Elektroautos in Deutschland steigen wird. Eine aktuelle Studie von TÜV Rheinland ergibt, dass für 54 Prozent der Deutschen der Kauf eines Elektroautos in den nächsten fünf Jahren in Frage kommt. Das Ziel der Bundesregierung bis 2020 mindestens eine Million Elektrofahrzeuge auf den Straßen zu haben, wird vor diesem Hintergrund wohl bei weitem übertroffen. Der Bundesverband eMobilität rechnet mit 4,5 Millionen Elektrofahrzeugen.
Denn auch wenn die anfänglichen Anschaffungskosten für ein Elektroauto momentan noch relativ hoch sind, sind die Betriebs- und Wartungskosten sehr gering. Wartungsanfällige Komponenten konventioneller Autos entfallen: ein Elektroauto verfügt weder über ein Getriebe, noch über Zündkerzen und benötigt auch keinen Ölwechsel. Das spart Kosten.
Ein weiterer Vorteil sind die geringen Mobilitäts-Kosten: Die Kosten eines Elektroautos auf einer Strecke von 100 Kilometer bewegen sich im Schnitt zwischen 2,50 und 3,00 Euro. Werte, die so von konventionell betriebenen Autos nie erreicht werden können. Diese Differenz wird sich aufgrund der stetig steigenden Ölpreise weiter vergrößern. Auch wenn man einen Blick auf Effizienz und Wirkungsgrad wirft, gewinnt der elektrische Antrieb. Ein Elektroauto erzielt einen Wirkungsgrad von 90 bis 95 Prozent, wohingegen der Wirkungsgrad von Diesel-Autos bei etwa 35 Prozent und bei Benzinern bei 25 bis 30 Prozent liegt.
Aktuell stehen medial vor allem zwei Fragen im Mittelpunkt: Sind Elektrofahrzeuge trotz eingeschränkter Reichweite alltagstauglich? Und sind Kaufanreize für Elektroautos sinnvoll?
Die so genannte »Reichweiten-Problematik« existiert realistisch betrachtet nicht. Die meisten Menschen legen täglich von zu Hause, ins Büro und zum Einkauf nicht mehr als 50 Kilometer zurück. Das schaffen alle bereits auf dem Markt erhältlichen Elektroautos. Parallel dazu wird die stetige Entwicklung im Bereich der Batterietechnologie in den nächsten Jahren automatisch zu größeren Reichweiten führen. Für die restlichen Strecken – die nicht mehr als 15 Prozent der gesamten Wege ausmachen – werden wir künftig auf andere Mobilitätsalternativen wie Zug, Elektroauto mit Range Extender oder CarSharing zurück greifen und damit auch unser Mobilitätsverhalten grundlegend verändern.
Vor dem Hintergrund der Kaufanreiz-Debatte fordert der BEM eine intelligenten Förderung der Elektromobilität, die nicht pauschal die Hersteller begünstigt sondern auch die Käufer finanziell unterstützt. Sinnvoll ist eine staatliche Förderung der ersten 250.000 verkauften Elektrofahrzeuge mit je 5.000 Euro für den Hersteller und für den Käufer. Von dieser Investition profitiert die deutsche Wirtschaft: Die deutschen OEMs werden dazu motiviert, sich stärker und schneller im Bereich der Elektromobilität zu engagieren, was gleichzeitig zu größeren Produktionszahlen von elektrisch betriebenen Fahrzeugen führt und damit eine erhöhte Sichtbarkeit der Neuen Mobilität auf unseren Straßen zur Folge hat.
Denn obwohl der Stellenwert der elektromobilen Medienberichterstattung zusehend an Wichtigkeit gewinnt, sind bis dato weit weniger als ein Drittel der Deutschen schon einmal selbst mit einem Elektrofahrzeug gefahren. Aber nur durch Erfahrbarkeit gelingt es uns, die Menschen für die Neue Mobilität zu begeistern und damit die elektrisch basierte Individualmobilität langfristig und nachhaltig in der Gesellschaft zu verankern. Denn eines ist sicher: Wer einmal selbst Strom gegeben hat, ist fasziniert von der neuen Form der Fortbewegung.
Quelle: Sonderbeilage eMobilität in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung / 25. März 2011

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