Das Taxi der Zukunft an der Steckdose?

Taxis mit ihrer Jederzeit- und Überall-Verfügbarkeit sind Garanten öffentlicher Mobilität rund um die Uhr. Sie vernetzen nicht nur die klassischen Verkehrsträger miteinander, sondern spielen auch in innovativen Mobilitätsplattformen eine wesentliche Rolle. Taxis sind prominente Botschafter der Mobilität, sowohl als Aushängeschild wie auch als Versuchsträger.
Auch vor dem Hintergrund drohender Innenstadtverbote engagiert sich das deutsche Taxigewerbe mit seinem Branchenverband BZP schon seit rund drei Jahrzehnten im Bereich alternativer Antriebe, nach dem Einsatz von Biodiesel liegt der aktuelle Fokus vor allem auf Erdgas, rund 10.000 der insgesamt 80.000 Taxis und Mietwagen in Deutschland sind aktuell Erdgasfahrzeuge.
Das Gewerbe ist durchaus aufgeschlossen – wenn die Angebote den besonderen Rahmenbedingungen gerecht werden. Um diese zu begreifen, muss man die »Monotonie« auf deutschen Taxiständen mit Mercedes und Volkswagen als absolute Platzhirsche hinterfragen. Bieten nicht andere Hersteller gute und sehr gute Autos, die auch Taxi-tauglich sind? Ja, aber das Gesamtpaket muss stimmen: Top-Werkstattservice, schnell verfügbare Ersatzteile und Leihtaxis sowie last but not least taxiaffine Händler vor Ort sind weitere wichtige Bausteine für den nachhaltigen Erfolg einer Marke. Das Ideal-Taxi glänzt dabei nicht nur mit Komfort und Zuverlässigkeit, sondern mit den geringsten Kilometerkosten über die gesamte Haltedauer gerechnet.
Aufgrund des eminent hohen Kostendrucks kann sich in der Branche niemand Experimente leisten, weder finanzielle noch technische. Übersetzt heißt das: Reichweite, Kosten, Zuverlässigkeit und Gesamthandling müssen stimmen. Da haben die derzeit erhältlichen, rein elektrisch betriebenen Fahrzeuge leider noch ziemlich schlechte Karten. Angaben von 160km Reichweite schrumpfen in der Praxis zusammen, insbesondere im Winter mit stromfressendem Heizungsbetrieb. Erste eTaxis wie in München oder Hagen sind da eher Standartenträger des guten Willens als ernstzunehmende Alternativen.
Diese könnten aber in Konzepten wie der 2010 vorgestellten Volkswagen-Studie »Berlin Taxi« liegen, die mit ordentlichem Platzangebot und innovativen Details aufwartet. Mit Reichweiten von bis zu 300 Kilometern ist mit dem reinen eFahrzeug zumindest eine Durchschnittsschicht im Taxialltag abzudecken. Für den in Großstädten weit verbreiteten Mehrschichtbetrieb wären allerdings begleitende Lösungen wie standardisierte Wechselbatterien oder Schnellladestationen an den Taxistandplätzen notwendig. Solange sich die europäische Fahrzeugindustrie aber noch nicht einmal auf einheitliche Ladestecker verständigt, liegt bis zu einer taxigerechten Infrastruktur noch ein weiter Weg vor uns.
Was häufig noch als utopisch belächelt wird, kann aber bei einer Kraftanstrengung aller Beteiligten vielleicht schon in wenigen Jahren echte Alternativen auch für das Taxigewerbe hervorbringen und so ein deutliches Ausrufezeichen setzen. Bis dahin werden aber moderne, schadstoffarme Diesel – idealer Weise kombiniert mit Hybrid-Technik – und eventuell auch eAutos mit Range Extender umweltfreundliche Taximobilität gewährleisten. Wie vom Kunden gewohnt – jederzeit und überall!
RA Frederik Wilhelmsmeyer
Stellvertretender Geschäftsführer
Deutscher Taxi- und Mietwagenverband e.V. (BZP)
www.bzp.org

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