Die Kommunen als Marktinnovator
Oktober 2018 / Artikel erschienen im E-Mobility Magazin 2018
Neue Mobilität muss zu den Menschen kommen
Die Mobilitätswende nimmt zunehmend an Fahrt auf. Gleichzeitig muss auch weiterhin daran gearbeitet werden, dass die neue Mobilität auch in Zukunft an Popularität dazugewinnt. Grundsätzlich sind Fahrerlebnisse ein wichtiger Faktor für eine weitere Beschleunigung der Wende. Umso mehr Menschen mit der Elektromobilität ganz persönlich in Kontakt kommen, desto leichter ist es, die Vorteile des elektrifizierten Fahrens der Öffentlichkeit zu vermitteln. Die Kraft, das Geräusch und das Fahrgefühl eines Elektrofahrzeugs zu erleben, sagt mehr als jede klassische Werbekampagne. Von daher müssen wir uns Gedanken machen, wie wir die Elektromobilität möglichst großen Teilen der Gesellschaft praktisch nahebringen.
eRoller können, mit entsprechenden Scootersharing-Anbietern in Großstädten, dazu beitragen, die Mobilität von morgen für viele zugänglich zu machen. Diese Dienstleister sind zudem wichtige Botschafter in der Etablierung geteilter Mobilität – ein, insbesondere in urbanen Zentren, attraktiver Anwendungsbereich für elektrisch angetriebene Fahrzeuge. Gleichzeitig fordern wir als Bundesverband eMobilität für eRoller mit kleinem Versicherungskennzeichen eine Erhöhung der maximal zulässigen Geschwindigkeit von aktuell 45 auf 60 km/h.
Um den Verkehrsfluss nicht durch langsam fahrende Roller zu hindern, ist diese Anpassung, die in manchen unserer Nachbarläder bereits vorgenommen wurde, von hoher Wichtigkeit – hier sollte der Gesetzgeber dringend handeln. Ein weiterer Bereich, welcher bei der Etablierung der eMobiliät im Alltag eines großen Teils der Gesellschaft hochinteressant sein kann, ist der ÖPNV.
Medienwirksam weist auch die Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG) auf einen, in ihrem Umfang bislang überschaubaren, elektrifizierten Fuhrpark hin. Gleichzeitig schrieb die BVG kürzlich einen Auftrag für 400 neue Euro-6-Doppelstockbusse aus. D.h., dass auch im übernächsten Jahrzehnt noch immer Dieselbusse auf Berlins Straßen verkehren werden. Die Neuanschaffung von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren hat hier leider weder etwas mit ökologischer Nachhaltigkeit noch mit einer Umrüstung des Fuhrparks auf eMotoren zu tun und setzt ein schlicht falsches Zeichen. Diese fortwährende Förderung von Dieselbussen wird die BVG langfristig teuer zu stehen kommen. Umso eigentümlicher erscheint diese Ausschreibung vor dem Hintergrund des Sofortprogramms »Saubere Luft 2017 – 2020« des BMVI, welches 350 Mio. Euro für die Elektrifizierung des städtischen Verkehrs vorsieht und damit eine begrüßenswerte politische Marschrichtung vorgegeben hatte.
Für eine nachhaltige Flotte bedarf es der Anschaffung von Elektrofahrzeugen in Kombination mit dem Erhalt bestehender Busse. Bestandsfahrzeuge lassen sich mittels Retrofitting auf Elektrobetrieb umrüsten, wodurch sich die Lebensdauer und die Ökobilanz der Fahzeuge stark verbessern. Die Kosten für die Elektrifizierung eines bislang mit Diesel betriebenen Busses belaufen sich auf ca. 50 Prozent einer Neuanschaffung. Um die nachhaltige Antriebstechnologie, auch in ländlichen Gegenden zu stärken, wo Verkehrsbetriebe häufig über ein schmaleres Budget verfügen als in den Großstädten, stellt das Retrofitting der Bestandflotte somit eine preisgünstige Alternative zur Neuanschaffung elektrisch betriebener Busse dar.
Doch in Belangen der Neuausrichtung des Fuhrparks bedarf es einer intensiven und individuellen Beratung der Kommunen. Dienstleister, wie das Institut Neue Mobilität, bieten die notwendigen Fach- und Branchenkenntnisse, um solche langfristigen und zukunftsweisenden Entschiedungsprozesse beratend zu begleiten. Denn eines ist sicher, gleichwohl im ÖPNV oder bei anderweitigen Schritten der Elektrifizierung unseres Verkehrs: Aufwendige Entwicklungen brauchen eine branchenübergreifende und individuelle Beratung.