Europäische Leitmetropole der Elektromobilität
Gernot Lobenberg im Interview über die Schaufensterregion Berlin-Brandenburg
Berlin-Brandenburg wurde als eine von vier Schaufensterregionen ausgewählt. Wann können wir in der Hauptstadt mit den ersten sichtbaren Aktionen rechnen?
In Berlin und Brandenburg sind rund um das Thema Elektromobilität mehr als 150 Projekte in der Umsetzung, werden vorbereitet oder sind sogar schon abgeschlossen. Dazu gehören vor allem Flottenprojekte im Pkw-Bereich und im Lieferverkehr, aber auch das dynamische Laden und das Speichern im Fahrzeug, d.h. das optimale Zusammenspiel von Stromnetz und Elektrofahrzeugen. Mit dem Gewinn des Schaufensters werden es jetzt noch mehr werden, sukzessive werden in diesem und dann vor allem in den kommenden Jahren sichtbare Projekte und Aktionen dazukommen.
Wie sieht der Zeitplan für die nächsten Schritte in Berlin-Brandenburg aus?
Zunächst arbeiten wir mit Hochdruck daran, dass alle Projektanträge fristgerecht bei der Bundesregierung eingehen und wir die von den beiden Ländern Berlin und Brandenburg geförderten Projekte starten. Immerhin planen wir für das Schaufenster mehr als 70 Projekte mit rund 250 Partnern. Davon sollen bis zu 30 Projekte im Rahmen der Schaufensterförderung von der Bundesregierung unterstützt werden. Dazu gehört auch, dass wir alle Projekte im Rahmen eines Konzeptes für die Öffentlichkeitsarbeit einbinden mit dem Ziel, ein großes, sichtbares internationales Schaufenster zu werden. Zudem planen wir für den Herbst diesen Jahres die Teilnahme an mehreren Fachmessen, wie der Automechanika, der IAA Nutzfahrzeuge und der eCarTec.
Erfahrbarkeit und Sichtbarkeit sind die Schlüsselelemente, mit denen die Menschen gesellschaftsübergreifend für die Neue Mobilität begeistert werden können. Welche Projekte wird es vor diesem Hintergrund geben?
Wichtig ist vor allem, dass die Bevölkerung Elektromobilität mehr als bisher »erfahren« kann – im wahrsten Sinne des Wortes. Dazu dienen vor allem die zahlreichen Carsharing-Projekte. In Berlin wurde das Carsharing erfunden und zur »Serienreife« gebracht. So ist es kein Wunder, dass Berlin mit heute mehr als zehn Anbietern »the place to be« für Carsharing in ganz Europa ist. Viele von ihnen nehmen Elektrofahrzeuge in ihre Flotte auf und werden damit für jedermann zugänglich. Dazu gehören neben den großen, bekannten Anbietern, wie car2go, drive now und Flinkster, auch viele kleinere Anbieter, immer mehr auch in Zusammenarbeit mit Wohnungsunternehmen.
Aber in Berlin sind natürlich weit mehr Projekte geplant, die direkt in der Öffentlichkeit sichtbar sein werden. Beispielsweise ist eine ausschließlich elektrisch betriebene Buslinie vom Hauptbahnhof mitten durch die östliche Innenstadt zum Ostbahnhof in Planung, die an den Endhaltestellen induktiv mit Strom versorgt wird. Darüber hinaus werden Pedelecs und elektrische Nutzfahrzeuge für den Lieferverkehr in Berlin zum Einsatz kommen beziehungswiese sind es zum Teil bereits.
Inwiefern werden Sie bei der nun anstehenden Arbeit von Seiten der Bundesregierung, der NPE und der GGEMO unterstützt?
Die NPE und die GGEMO erfüllen wichtige Funktionen, nämlich die Kräfte im Bereich der Elektromobilität zwischen Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft zu bündeln und zu koordinieren. Sie bilden damit die Plattformen für den Austausch zwischen den vielen verschiedenen Akteuren aus den zahlreichen Branchen beziehungsweise im Fall der GGEMO für die Koordination zwischen den vier Bundesressorts und dem Kanzleramt. Was die NPE und die GGEMO bundesweit tun, ist in der Region Berlin-Brandenburg die Aufgabe der eMO – und auch wir sehen, wie wichtig diese Einrichtungen jetzt und in Zukunft für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland sind. Ohne die NPE hätte es zum Beispiel die Schaufenster nicht gegeben.
In Ihrer umfassenden Schaufensterbewerbung haben Sie eine beeindruckende Zahl an Partnern aus Wirtschaft und Forschung präsentiert. Wie werden diese nun in die laufenden Projekte eingebunden?
Wir freuen uns sehr, dass wir 257 Partner für unsere Schaufensterbewerbung gewinnen konnten. Darunter 14 globale Automobilmarken und die gesamte deutsche Autoindustrie, aber auch rund 100 KMU, die sehr wichtig für das Thema sind. Das ist so sicher einmalig, ich denke sogar weltweit. Dieses Kommittment zeigt uns, dass Wirtschaft, Wissenschaft und Politik an die Elektromobilität am Standort Berlin-Brandenburg glauben und wir hier das Thema optimal zeigen und weiterentwickeln können – mit internationaler Strahlkraft, nicht zuletzt mit mehr als 20 Millionen Touristen jährlich und der Politik vor Ort.
Zeichnen Sie für uns einmal ein Bild: Wie wird das Berliner Schaufenster konkret aussehen? Wo werden wir überall Elektromobilität im Alltag sehen?
Berlin verfolgt das Ziel, Leitmetropole der Elektromobilität in Europa zu werden und damit ein international sichtbarer Standort für dieses Thema. In der Hauptstadtregion soll die gesamte Wertschöpfungskette der Elektromobilität von der Forschung und Entwicklung über die Produktion bis hin zur Anwendung und Ausbildung abgebildet werden – und für den Bürger und die Besucher sichtbar und erlebbar werden.
Gernot Lobenberg
Leiter Berliner Agentur für Elektromobilität eMO
www.emo-berlin.de