»Hausaufgaben« für die Mobilitätswende – Interview mit Markus Emmert zur eMobilität in Deutschland
BEM-Vorstand Markus Emmert hat die Wentronic GmbH und Lapp Mobility GmbH einander vorgestellt und damit den Anstoß zu einer vielversprechenden Kooperation gegeben. In seiner Funktion als Leiter der BEM-Arbeitsgruppen hat er das Potenzial sofort erkannt. Bei seinem Besuch hat er uns verraten, wie Unternehmen Trends nicht nur folgen, sondern sie aktiv mitbestimmen können, und warum Konkurrenz für die Mobilitätswende neu gedacht werden muss.
Welchen Mehrwert bietet die Mitgliedschaft im BEM?
Zum einen geht es darum, Trends in der Politik zu identifizieren. Also zu wissen, wo geht die Reise hin und wie muss ich mich aufstellen, um partizipieren zu können oder sogar Vorreiter zu sein? Es geht aber noch einen Schritt weiter: Durch unsere Arbeitsgruppen können BEM-Mitglieder an regulatorischen Prozessen mitwirken und die Rahmenbedingungen für eMobilität auf nationaler und europäischer Ebene im Sinne ihrer Kunden mitgestalten. Zum anderen stehen Partnerschaften im Fokus – von kleinen Zusammenarbeiten bei Leitfäden, über größere wie Kooperationen oder Joint Ventures. Natürlich wird auch links und rechts geschaut, wie Marktbegleiter aufgestellt sind.
Welches Potential sehen Sie in der Kooperation zwischen Wentronic und Lapp Mobility?
Die Kooperation zwischen Lapp Group und Wentronic steht erst am Anfang ihres Erfolgspotentials. Beide Familienunternehmen bringen Kreativität, Glaubwürdigkeit, eine solide Grundlage, und jede Menge Motivation mit – das klingt nach einem klassischen Erfolgsrezept!
Welche Länder sind Deutschlands größte Konkurrenten auf dem eMobility-Markt?
Konkurrenz heißt Wettbewerb, der verloren werden kann. Wir reden hier über einen technologischen Wandel, der dem Klimaschutz dient und der Menschheit hilft. Da gibt’s keine Verlierer, sondern nur Gewinner. Rein statistisch liegen die skandinavischen Länder mit Neuzulassungen für eWagen deutlich vorne und die Niederlande weisen eine bessere Ladeinfrastrukturdichte auf. Aber man muss das große Ganze betrachten: Die im Vergleich zu Deutschland weniger anspruchsvolle Topografie und die relativ veralteten Ladesysteme relativieren den Vorsprung der Niederlande wieder. Wichtig ist, dass jedes Land seine Hausaufgaben für sich erkennt und letzten Endes umsetzt.
Worin bestehen diese »Hausaufgaben«?
Es gilt, das Zusammenarbeiten noch flüssiger zu gestalten sowie logistische und laufende regulatorische Prozesse zu optimieren, um mit dieser rasanten Geschwindigkeit Schritt halten zu können. Wir haben Chancen ohne Ende und ein großes Potenzial. Aber wir können uns nicht darauf ausruhen und hoffen »das kommt schon auf uns zu«. Denn wenn wir nicht aktiv unterstützen und partizipieren, dann kommt der Markt eben nicht auf uns zu, sondern auf andere, die bereit dafür sind.
Noch ein eLadekabel – wie sinnvoll ist das?
Und wenn 234 Wegbegleiter auf das gleiche Produkt setzen, nur beim Einen ist es rund beim Anderen ist es eckig, beim Einen ist es lila und beim Anderen ist es weiß – so what? Im Prinzip ist das im Bereich Automotive auch nicht anders. Ein Auto, das ist – abstrakt gesprochen – gelöst mit vier Rädern und einem Motor. Also könnte jedes Auto gleich hergestellt werden, gleich aussehen. Und trotzdem ist jedes Fahrzeug grundverschieden, sogar bei den Herstellern selbst, die mit unterschiedlichen Modellen aufwarten. Warum? Ganz klar, weil die Geschmäcker unterschiedlich sind. Entscheidend für den Kauf eines Produktes ist nicht nur der Preis. Maßgeblich beteiligt sind die Parameter Komfort, Bequemlichkeit, Dienstbarkeit und teilweise auch Status. Der Kunde fragt sich immer: Welche Lösung passt am besten in mein Leben? Deshalb bedeutet eine Fülle von Anbietern der gleichen Produkte mehr Entscheidungsspielraum für den Verbraucher, tendenziell pro eMobility. Aus Sicht des BEM ist das also eine begrüßenswerte Entwicklung, die Deutschland weiter voranbringt.