Interview BEM Bundesverband eMobilität e.V.

eMobilität ist mehr als purer Umweltschutz, sie ist nach Ansicht des jetzt in Berlin gegründeten Bundesverbands eMobilität (BEM) ein neues Lebensgefühl. Im Hinblick auf eine sich verändernde Gesellschaft, die ihre soziale und ökologische Verantwortung erkannt hat und dabei weder auf Lifestyle noch auf Bequemlichkeit verzichten möchte, will der BEM die Faszination für Elektromobilität im Alltag integrieren und durch praxisnahe Erfahrungen umsetzen. Das Ziel: die Mobilität in Deutschland mit dem Einsatz Erneuerbarer Energien auf eMobilität umzustellen. Der Verband hat sich einiges vorgenommen – und er packt es an. Facunda green interviewte Christian Heep, Leiter Marketing beim BEM und erfuhr unter anderem, weshalb auch Sportwagen-Fans im Zeitalter der eMobilität auf ihre Kosten kommen.
fg: Was war Ihre Motivation, den BEM zu gründen?
Christian Heep: Wir wollen die Faszination für eMobilität im Alltag der Menschen integrieren und durch praxisnahe Erfahrungen umsetzen. Emotionale Erfahrbarkeit ist ein entscheidender Faktor, um die Gesellschaft für die neue Form der nachhaltigen und zukunftsweisenden Mobilität zu gewinnen.
fg: Warum ist eMobilität in der Zukunft ein »neues Lebensgefühl«?
Christian Heep: Auf Basis Erneuerbarer Energien wird eMobilität in den nächsten Jahren nicht nur eine neue Form der Fortbewegung beschreiben, sondern vielmehr ein neues Lebensgefühl. Ein Lifestyle, der die Mobilität der Zukunft mit Freiheit, Leidenschaft, Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein verbindet und dies als Selbstverständlichkeit wahrnimmt.
fg: Worin sehen Sie die Herausforderungen, die eMobilität speziell im Automobilbereich noch bewältigen muss?
Christian Heep: Die Branche braucht sowohl rechtliche als auch technische Standardisierungen und Qualitätssicherungsmaßnahmen. Nur durch eine Standardisierung im Bereich der Technik können Elektrofahrzeuge serienmäßig produziert werden. Qualitätssicherungen sind dringend nötig, um Elektromobilität in Deutschland zu einem starken Absatzmarkt mit entsprechend hoher inländischer Wertschöpfung werden zu lassen. Nur wenn sich die Branche durch Qualitätssiegel Made in Germany von ausländischen Konkurrenten absetzen kann, kann Deutschland zum Leitmarkt für Elektromobilität werden. Der BEM fordert deshalb einheitliche Standards für die Elektromobilität. Diese Entwicklung muss stark durch die Regierung und die Verbände gefördert werden.
Stabile Rahmenbedingungen sind die Grundvoraussetzung für den erfolgreichen Markteinstieg und die langfristige Positionierung von Elektromobilität als realistische Mobilitätsalternative für die breite Masse. Nur durch einen gesicherten rechtlichen Rahmen kann die notwendige Planungssicherheit geschaffen werden. Deshalb fordert der BEM seitens der Regierung konkrete Gesetzgebungen und Maßnahmen, die einen stabilen Handlungsrahmen schaffen. Außerdem müssen eine grundlegende Finanzsicherheit und geeignete Verkaufsmodelle geschaffen werden, um die Serienproduktion von Elektromobilität zu ermöglichen. Dies kann durch Leasingmodelle mit integrierter Steuerbefreiung und durch gezielte Fördermaßnahmen der Regierung geschehen. Neben monetären Fördermaßnahmen im Steuerbereich müssen auch nicht-monetäre Anreize geboten werden. Dazu zählen die Möglichkeit der Nutzung der Busspur und das freie Parken im Innenstadtbereich für Elektrofahrzeuge. Konkrete Fördermaßnahmen müssen einfach und verständlich formuliert werden.
Branchenübergreifende Kooperationen zwischen Energieversorgern, Herstellern von Elektrofahrzeugen, Systemzulieferern und Forschungseinrichtungen sind dringend nötig, um Deutschland als Leitmarkt für Elektromobilität zu etablieren. Sie können die notwendigen technischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen schaffen, um wettbewerbsfähig zu werden und zu bleiben. Wenn kleinere, innovative Elektrofahrzeughersteller mit größeren, auf dem Markt bereits positionierten, Fahrzeugherstellern und Energieversorgern Kooperationen eingehen, kann eine Win-win-Situation für alle Seiten geschaffen werden. Die notwendige Elektromobilitätskompetenz kommt häufig auch von den kleineren Firmen, oftmals aus dem Mittelstand, die sich auf Elektrofahrzeuge spezialisiert haben.
fg: Wie kann eMobilität mit Formen Erneuerbarer Energien kombiniert werden?
Christian Heep: Die Nutzung Erneuerbarer Energien ist die Grundvoraussetzung, um CO2-Emissionen zu reduzieren. Strategische Partnerschaften zwischen Energieversorgern, die Strom aus Erneuerbaren Energien anbieten, und Herstellern von Elektrofahrzeugen, können zur notwendigen Emissionsreduzierung beitragen. Energieversorger auf der einen Seite sind daran interessiert Elektrofahrzeuge in großen Stückzahlen auf die Straßen zu bringen, um einen Absatzmarkt für Erneuerbare Energien zu schaffen. Die eFahrzeughersteller auf der anderen Seite profitieren von Strompaketen, die sie beispielsweise in Kombination mit Leasingverträgen zu attraktiven Preisen an ihre Kunden weiter geben können.
fg: Mit welchen Argumenten würden Sie den Fahrer eines Sportwagens für ein eAuto überzeugen?
Christian Heep: eMobilität hat nichts mit Verzicht zu tun – auch Sportwagenfahrer kommen voll auf Ihre Kosten. Der britische Supersportwagen Lightning GT etwa besticht durch seine elegante Silhouette, 700 PS und ist in vier Sekunden auf Tempo 100. Die große Besonderheit bei dem Elektro-Flitzer sind seine vier Radnabenmotoren, die ihn auf etwa 209 km/h Höchstgeschwindigkeit bringen. Emissionsfrei.
fg: Unabhängig vom Thema eMobilität: Was ist Ihrer Ansicht nach die einfachste Methode um zu einer »besseren Welt« beizutragen?
Christian Heep: Nachhaltigkeit und allgemein maßvolles Handeln sind Schlüsselargumente einer zukunftsfähigen Wirtschaft und tragen in erheblichem Maß dazu bei, die Welt für uns und nachfolgende Generationen zu erhalten. Dabei wird der Faktor Energie eine der bedeutendsten Rollen spielen. Wenn wir es schaffen in diesem Bereich auch weiterhin Maßstäbe zu setzen, wird das weltweite Auswirkungen haben.
Quelle: ©Facunda green AG http://www.finanztreff.de

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