Ladesäulen-Monopole in Städten: Wege zu mehr Wettbewerb und Fairness
In einigen Städten erleben wir monopolartige Situationen bei Ladesäulen, insbesondere dort, wo Stadtwerke oder kommunale Unternehmen als Hauptakteure auftreten. Oft liegt dies an langfristigen Verträgen oder exklusiven Rechten, die Städte und Kommunen vergeben und die sich historisch entwickelt haben. In vielen Fällen treiben Stadtwerke den Ausbau der Ladeinfrastruktur voran. Ihre lokale Verwurzelung und bestehenden Netzwerke ermöglichen es ihnen, die Installation und den Betrieb von Ladesäulen effizient zu organisieren. Zudem verfügen sie häufig über die nötige Expertise und Infrastruktur. Wichtig ist, dass Stadtwerke hierbei als Energieversorger (EVU) und nicht als Netzbetreiber agieren – letzteres ist grundsätzlich ausgeschlossen.
Ursachen für monopolartige Situationen in der Ladeinfrastruktur
Monopolartige Strukturen entstehen häufig durch kommunale Entscheidungsprozesse. Städte und Kommunen vergeben den Betrieb von Ladesäulen oft im Rahmen einer Ausschreibung an einen einzigen Anbieter. Die Nähe zwischen Stadt und Stadtwerken begünstigt es, dass kommunale Unternehmen bevorzugt werden. Gleichzeitig schrecken andere Anbieter vor hohen bürokratischen Hürden oder intransparenten Genehmigungsverfahren zurück, was die Marktsituation weiter einschränkt.
Auswirkungen solcher Monopole
Monopole in der Ladeinfrastruktur bremsen oft den Ausbau, da der Wettbewerb fehlt, der Anbieter zu schnelleren und kostengünstigeren Lösungen anspornen würde. Auch Ladepreise könnten durch den Mangel an Konkurrenz höher ausfallen, da monopolähnliche Anbieter Preissetzungsmacht besitzen. Zusätzlich kann es zu einer suboptimalen Verteilung von Ladesäulen kommen, wenn keine Wettbewerbsanreize bestehen, weniger attraktive Standorte zu bedienen.
Einfluss der neuen EU-Richtlinie zur Entflechtung
Die neue EU-Richtlinie könnte für mehr Wettbewerb sorgen, indem sie eine Entflechtung zwischen Netzbetrieb und Ladeinfrastruktur fordert. Doch ohne eine konsequente Umsetzung und Anpassung lokaler Entscheidungsstrukturen bleibt ihre Wirkung begrenzt. BEM-Vorstand Markus Emmert erklärt in einem Interview beim MDR:
eAutos und Monopole bei Ladesäulen – Was die neue EU-Richtlinie ändern könnte
In einigen Fällen verweigern Städte anderen Anbietern die Genehmigung für Ladesäulen oder erschweren deren Errichtung. Oft liegt dies an bestehenden Vereinbarungen oder Konzessionen mit Stadtwerken. Auch Faktoren wie begrenzte Stellflächen oder hohe Netzanschlusskosten können Drittanbieter ausschließen. Diese Praktiken verstärken bestehende Monopolstrukturen und bremsen den Fortschritt.
Um mehr Wettbewerb und faire Marktbedingungen zu schaffen, wären verbindliche Vorgaben für die Diversifizierung der Ladeinfrastruktur erforderlich. Ausschreibungen sollten transparenter gestaltet und bürokratische Hürden für Drittanbieter abgebaut werden. Eine stärkere Einbeziehung verschiedener Anbieter könnte den Ausbau beschleunigen und Ladepreise senken.
Ein sinnvoller Ansatz wäre zudem die Entflechtung von Errichtung und Betrieb. Jeder Nutzer sollte seinen eigenen »Vertrag« zum Ladepunkt mitbringen können, ähnlich wie es im Bereich des »Heavy Duty-Ladens« geplant ist. Auch die Mindestanforderungen der AFIR (Alternative Fuels Infrastructure Regulation), insbesondere die verpflichtende Akzeptanz von Kredit- und Debitkarten, muss eingehalten werden.
Solche Reformen könnten die Ladeinfrastruktur in Städten diverser, wettbewerbsorientierter und letztlich nutzerfreundlicher machen.