Mobil mit Wasserstoff
Die Clean Energy Partnership (CEP)
Die Einführung von Wasserstoff als Kraftstoff ist ein ehrgeiziges Vorhaben, das Anstrengungen von vielen Seiten erfordert. Die Clean Energy Partnership (CEP), das europaweit größte Demonstrationsprojekt im Bereich Wasserstofftechnologie, stellt sich in Deutschland mit 16 führenden Industriepartnern und der Hilfe des Bundes den Herausforderungen.
Über die Wettbewerbsgrenzen hinaus verfolgen die Mehrzahl der größten Automobilhersteller (BMW, Daimler, Ford, GM/Opel, Honda, Toyota und VW), weltweit führende Industriegasproduzenten (Air Liquide, Linde), Mineralölkonzerne (Total, Shell und Statoil), Energieversorger (EnBW, Vattenfall) sowie zwei führende Betriebe des Öffentlichen Nahverkehrs (Berliner Verkehrsbetriebe BVG, Hamburger Hochbahn) in der CEP ein gemeinsames Ziel: eine geräusch- und emissionsarme Mobilität mit Wasserstoff.
Als gemeinsame Initiative von Politik und Industrie ging die CEP unter Federführung des Bundesverkehrsministeriums im Dezember 2002 aus der »Verkehrswirtschaftlichen Energiestrategie« (VES) hervor. Seit 2008 ist die Partnerschaft ein Leuchtturmprojekt des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP) im Verkehrsbereich, das von der NOW GmbH (Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie) koordiniert wird.
Wenn Patrick Schnell, Vorsitzender der CEP und Leiter Netzentwicklung bei Total, auf die Anfänge des Projektes zurückblickt, wird deutlich, dass in der CEP bereits eine Vielzahl von Ergebnissen erzielt wurde: »Wichtige Meilensteine waren z.B. die Erhöhung der Fahrzeugreichweiten und die Verbesserung der Frost-Start-Fähigkeit bei Brennstoffzellensystemen – inzwischen starten die Fahrzeuge zuverlässig bei bis zu -30° C«, so Schnell. »Zudem konnte eine Kostenreduzierung des Brennstoffzellensystems und des Wasserstoffspeichers erzielt werden, und es wurde das 700 bar Druckspeichersystem eingeführt. Ein wichtiger Schritt war auch die Vereinfachung der Wasserstoffbetankung«, erinnert sich Patrick Schnell.
Seit 2011 befindet sich die CEP in der dritten und finalen Projektphase, die in der Marktvorbereitung enden soll. »Jetzt arbeiten wir daran, das Tankstellennetzwerk zu erweitern, die Fahrzeuge hinsichtlich Effizienz und Zuverlässigkeit zu optimieren und die Nutzung von Wasserstoff aus regenerativer Erzeugung voranzubringen«, berichtet Patrick Schnell. Die Nutzung von regenerativ erzeugtem, »grünen« Wasserstoff ist bereits heute keine Vision mehr: Aktuell stammt mindestens die Hälfte des Wasserstoffs, der in der CEP getankt wird, aus regenerativer Erzeugung. Produktionspfade für »grünen« Wasserstoff sind zum einen die Erzeugung aus Biomasse. Zum anderen die Wasserelektrolyse mittels Strom aus regenerativer Erzeugung.
In Prenzlau und Berlin wird dies bereits in die Praxis umgesetzt: Im Hybridkraftwerk der Enertrag AG in Prenzlau wird Wasserstoff mittels Elektrolyse erzeugt, wenn die Windräder mehr Strom erzeugen als im Netz benötigt wird. Dieser regenerativ erzeugte Wasserstoff wird an die Berliner Total-Wasserstofftankstellen geliefert, an denen die Fahrzeuge der CEP-Flotte tanken und so quasi mit »Wind im Tank« fahren. Anlässlich der ersten Anlieferung von Windwasserstoff an der Berliner CEP-Tankstelle erklärte Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium: »Ich begrüße es sehr, dass sich die CEP das Ziel gesetzt hat, bis Ende 2012 bereits eine Flotte von 100 Fahrzeugen mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb unter Alltagsbedingungen zu testen. Auch die erforderliche Tankstelleninfrastruktur werden wir gemeinsam mit der Wirtschaft Schritt für Schritt ausbauen. Elektromobilität muss mit Erneuerbaren Energien gekoppelt sein – deshalb ist die heute vorgestellte Kombination so zukunftsweisend.«
Auch für das Gelingen der Energiewende könnte Wasserstoff eine entscheidende Rolle übernehmen. Denn Wasserstoff eignet sich nicht nur als Kraftstoff, sondern auch als Energiespeicher, in dem Strom über Wochen und Monate hinweg gespeichert werden kann. Im idealen Fall wird der so erzeugte Wasserstoff für den Verkehrssektor genutzt. Aber er lässt sich auch rückverstromen und in das Versorgungsnetz einspeisen, wenn mehr Energie gebraucht als erzeugt wird. So können wind- und sonnenarme Zeiten überbrückt werden und die Anlagen müssen im anderen Fall nicht stillstehen, wenn der Stromverbrauch niedriger ist als die Erzeugung.
Die Clean Energy Partnership hat sich vorgenommen, den Weg in die Wasserstoffgesellschaft bis zu ihrem Projektende 2016 zu ebnen. Daimler hat angekündigt, 2014 eine erste Serie von Brennstoffzellenfahrzeugen auf den Markt zu bringen, weitere Automobilhersteller werden 2015/16 folgen. Und auch der Infrastrukturausbau nimmt Fahrt auf. Eine Grundversorgung Deutschlands mit Wasserstofftankstellen soll bis zum Projektende realisiert sein. Noch in diesem Jahr werden weitere CEP-Tankstellen in Düsseldorf, Hamburg und Stuttgart eröffnen. Die leise und emissionsarme Elektromobilität mit wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellenfahrzeugen, mit nahezu gleichbleibenden Reichweiten und einer schnellen Betankung, ist keine Zukunftsvision mehr.
Clean Energy Partnership
www.cleanenergypartnership.de