Sehr geehrte Damen und Herren, liebe BEM-Mitglieder, Hallo,
Wer zum Ende des zurückliegenden Jahres die Ohren in Berlin offenhielt, durfte vor allem Besserwisser und Arithmetiker hören, die vorrechnen, dass Deutschland die Reduktionsziele bis 2030 nicht erreichen wird. Ei der Daus! Wie auch..! Die Klimaschutz-Maßnahmen der Regierung kommen spät, sind aufeinander nicht abgestimmt und teilweise kontraproduktiv. Das erkennt selbst der Laie. Fortgeschritten dagegen ist das Niveau derer, die den Allgemeinplatz nutzen, um alte Technikansätze als neue Lösung für die CO2-Reduktion wiedereinzuführen.
Da sind nicht nur die Stimmen pro Atomkraft, die sich da melden, es sind auch die Verlautbarungen zum Wasserstoff als bessere Energiequelle alternativer Antriebe im Individualverkehr, die nicht abebben wollen. Die Ausschmückungen klingen verlockend, nur ist die Technologie am Markt nicht verfügbar und in seinen Kosten weder zu produzieren noch zu verantworten. Ende der Diskussion? Weit gefehlt! Die Beinharten schalten jetzt einen Gang hoch.
Im weniger radikalen, gleichwohl blockierenden Credo kommt der Ansatz der Technologie-Offenheit daher, gerne genutzt bei großen Lobbyverbänden, die vor lauter Größe nicht wissen, wohin sie sich strategisch aufstellen sollen. Der BEM hat den Ansatz der Technologie-Offenheit frühzeitig als Mantra einer falschen Reformstrategie bezeichnet. Weil sich in ihr nicht die Reformer, sondern deren Verhinderer wiederfinden. Mit ihr muss man keinen harten real Schnitt in der Wirtschaftspolitik machen, gegen niemanden, es sieht wettbewerbs-neutral aus und führt die Illusion mit sich, im Irgendwann eine wirtschaftliche Marktführerschaft zu gewinnen, ohne Schnellschuss. Wer klar hinhört, stellt fest: Hier werden Fristen aufgeweicht und damit das Pariser Klima-Abkommen angegriffen. Natürlich nur mit besten Absichten, versteht sich. Genau von denen, die nicht wissen, wo ihre Position im Morgen liegen soll.
Wer stattdessen von Elektromobilität überzeugt ist und produktionsfertige Technik anzubieten hat, der schafft schon längst Fakten und geht in den Verkauf, betritt Neuland, leistet Pionierarbeit am Kunden. Lassen Sie uns in diesem neuen Jahr besser hinschauen, wer redet und wer produziert. Wer richtet seine Prozesse neu aus und wer versucht auf der anderen Seite, alte Beschwörungen zu reanimieren. Aus diesem Unterschied bildet sich der Neuanfang für eine Mobilitätswirtschaft im neuen Zeitalter.
Kommentar von BEM-Präsident Kurt Sigl in der VISION mobility / Ausgabe 2/2020 / »Mit Brief & Sigl«