On y va..?

Los geht´s. Kommst Du..? Die französische Redewendung lädt ein, fordert auf und zeigt eindringlich, dass wir jetzt endlich aufbrechen müssen.
Im Grunde geht es schon ein bisschen um ein Hinterherlaufen. Zum Beispiel hinter den Franzosen, die derzeit auf einem guten Weg in Richtung Erstmarkt sind. Aber wir sind locker und lassen uns nicht aus der Ruhe bringen. Oder den Norwegern, die ebenfalls mit ihrem ambitionierten Fördermodell an der Elektromobilität ziehen. Bei den Asiaten müssen wir inzwischen schon einen Spurt einlegen. Im Klartext heißt das, wir müssen endlich anfangen sichtbar, intelligent und nachhaltig einen Gang hoch zu schalten auf dem Weg in eine Neue Mobilität.
Wir können natürlich auch noch 2 oder 3 Jahre warten. Einigen Medienberichten zufolge heißt es, dass eMobilität erst ab 2018 oder gar 2021 relevant wird. Wer diesem abdankenden Protektorat vertrauen möchte, bleibt in der Tat gelassen und voller Zuversicht vor der grünen Ampel stehen. Es kommt bestimmt die nächste grüne Welle. Einem unbeteiligten Beobachter erklären Sie das mal. Was antworten Sie ihm auf die Frage, warum er den ganzen Verkehr hinter sich aufhält..?
Natürlich erkenne ich bei aller Polemik auch ganz deutlich, wie sich große Teile der Bevölkerung, der Politik und auch der Zulieferer- und Automobilindustrie auf den Weg machen. Derzeit formiert und erfindet sich eine ganze Branche neu. Das ist in der Tat nicht mal eben so, von heute auf morgen zu machen. Es ist aber geboten – und zwar mit einem kritischen Blick auf die wirtschaftliche und gesellschaftliche Zukunft unseres Landes, sich dabei wirklich sichtbar, ambitioniert und mit weit grösseren Schritten vorwärts zu bewegen.
Seit über 2 Jahren engagieren wir uns nun als Bundesverband eMobilität gemeinsam mit unseren Mitgliedern für eine erfolgreiche Renaissance der eMobilität auf Basis Erneuerbarer Energien. Unser aller Vorstellung von einer nachhaltigen Neuen Mobilität sind dabei relativ deckungsgleich – insbesondere wenn es um die Projektion dieser Technologie in eine mehr oder weniger zukünftige Phase der Mobilität geht.
Natürlich kündigen sich erste Serien wirklich innovativer Konzepte und marktfähiger Elektroautos verstärkt an – aber eben auch mit einer gewissen Kontinuität alle 2 Jahre auf‘s neue für das nächste oder übernächste Jahr. Wenn man nicht aufpasst.. merkt man das gar nicht.
Wir sind aber bereits heute fähig und in der Lage hochqualitative Elektroautos auf den Markt zu bringen. Bitte entschuldigen Sie, dass ich als Lobbyist für eine Neue Mobilität natürlich unentwegt an der Automobilbranche ziehen muss und mich gleichzeitig natürlich über jeden Erfolg, jede Markteinführung und jedes elektromobile Statement freue.
Bestes Mittel zur sichtbaren Beschleunigung dieser Prozesskette ist und bleibt die Politik mit der herausfordernden Aufgabe entsprechend sinnvolle und konsensfähige Rahmen- bedingungen zu schaffen. Auch hier ist sicherlich schon einiges auf den Weg gebracht..
Deutschland hat allerdings einen ambitionierten Leitmarktanspruch definiert, manche sehen darin auch nur den Anspruch Leitanbieter werden zu wollen – was in der Tat ein großer Unterschied ist – vergessen dabei aber die Tatsache, dass wir derzeit noch nicht einmal in der Lage sind, einen Erstmarkt für eMobilität auch nur im Ansatz darzustellen. Dabei sollte genau das eine Grundvoraussetzung sein, um auf europäischem und internationalen Parkett eine wahrnehmbare und wirtschaftlich zukunftsfähige Rolle zu spielen.
Um nun den Anschluss an einen gigantischen Wachstumsmarkt und eine technologische Führungsposition nicht zu verlieren, sowie Arbeitsplätze und Wohlstand zu sichern, benötigen wir einen Hebel, ein Instrument, das dazu führt, dass gewisse Prozesse beschleunigt werden. Aus unserer Sicht gehört dazu zum Beispiel eine Dienstwagenbesteuerung i.H.v. 0 %. Das wäre ein echter Marktanreiz und führt direkt zu sichtbaren Ersten Flotten besonders in großen Fuhrparks. Da es die aber zur Zeit auf dem Markt gar nicht gibt – bitte fragen Sie jetzt nicht woran das liegt – haben wir unsere Förderforderung als klassischen Kaufanreiz i.H.v. jeweils 5.000 Euro für Käufer und Hersteller der ersten 250.000 Elektrofahrzeuge formuliert. 2,5 Mrd. Euro als Initial für eine bessere Zukunft. Eine vermeintlich hohe Summe, die derzeit in den politischen Lagern auch nicht überall auf Gegenliebe stößt. Aber überlegen Sie mal was passiert, wenn Sie die Summe von der F&E-Förderung quasi abziehen oder zumindest teilweise kompensieren. Dann geht ein Teil der Summe anfänglich an unseren deutschen OEMs vorbei und Sie haben Ihren Beschleunigungshebel gefunden. Dazu kommt, dass so ein Beschluss ja nicht über Nacht umgesetzt werden kann und allein die Ankündigung konkreter Überlegungen eigendynamische Effekte entfaltet.
Dann haben wir viel erreicht: Einen sich entwickelnden echten Erstmarkt, internationale Sichtbarkeit, eine zunehmend begeisterte Bevölkerung, Klimaschutz.. und in der Folge mit großer Wahrscheinlichkeit auch einen Leitmarkt und damit dann automatisch auch eine Stellung als Leitanbieter in Europa und Übersee.
Geben Sie mir an dieser Stelle dann recht, wenn ich prognostiziere, dass sich das Invest mehrfach in Form von Wertschöpfungspotenzialen, neuen und gesicherten Arbeitsplätzen, aktivem Klimaschutz und einem unglaublichen Marktvolumen rechnen wird..? On y va..?
Editorial von Christian Heep, Vorstand Marketing im Bundesverband eMobilität und Chefredakteur der NEUEN MOBILITÄT / Ausgabe 05 / Oktober 2011

Nach oben