Schlüsselaspekte Sicherheit und Zuverlässigkeit

Deutschland will nicht nur Leitanbieter für Elektromobilität werden, sondern auch Leitmarkt. Dieses klare Ziel hat die Bundesregierung ausgegeben. Bis 2020 sollen eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen unterwegs sein, bis 2030 sollen es schon sechs Millionen sein, so der Fahrplan der Regierung.
Den Weg zum Leitanbieter treiben die deutschen Autohersteller mit großen Investitionen voran: Bis zu 40 % ihrer Forschungs- und Entwicklungsausgaben will die deutsche Automobilindustrie in den kommenden vier Jahren für die Erforschung der Antriebe von Elektromobilen investieren. Das bedeutet, dass in diesem Zeitraum bis zu 12 Milliarden Euro für die Entwicklung von Elektroantrieben ausgegeben werden. Dieses Engagement sei in Anspruch und Inhalt derzeit einmalig in Europa, so das Bundesverkehrsministerium.
Um tatsächlich auch Leitmarkt für Elektromobilität zu werden, um also die deutschen Autofahrer nachhaltig davon zu überzeugen, dass das elektrische Fahren die Mobilität der Zukunft ist, heißen die Schlüsselaspekte Sicherheit und Zuverlässigkeit. Kundenakzeptanz auf breiter Basis kann nur entstehen, wenn beispielsweise das Hochvoltsystem eines Elektrofahrzeugs zuverlässig, sicher und kosteneffizient funktioniert und gewartet werden kann. Die Kunden wollen die Sicherheit und den Komfort, die sie heute von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren gewohnt sind. Dazu gehören auch Instandsetzungskonzepte im After-Sales-Bereich, die sich hier als wettbewerbsfähig erweisen müssen. Das ist ein entscheidender Faktor für den wirtschaftlichen Durchbruch von Elektrofahrzeugen.
Wenn elektrisch betriebene Fahrzeuge – wie von der Bundesregierung angestrebt – in größerer Stückzahl in Deutschland eingesetzt werden, stellt das ganz neue Anforderungen an Zulieferer, Automobilhersteller, Werkstätten und Prüforganisationen. Dabei geht es in erster Linie darum, Mängel und Fehler – insbesondere im Hochvoltsystem – sicher und eindeutig zu identifizieren und genauso sicher zu beheben.
Voraussetzung dafür sind effiziente und zuverlässige Diagnosemöglichkeiten und Reparaturkonzepte, mit denen sich das Ende Juli gestartete gemeinsame Verbundforschungsprojekt DINA (Diagnose und Instandsetzung für Elektrofahrzeuge) beschäftigt, bei dem die Robert Bosch GmbH, die DEKRA Automobil GmbH, das Fraunhofer Ernst-Mach-Institut und das FKFS Stuttgart beteiligt sind.
Das Projekt, welches das Bundesministerium für Forschung und Bildung im Rahmen des Spitzenclusters »Elektromobilität Süd-West« über drei Jahre fördert, wird Anforderungen an die Diagnosefunktionen von Elektrofahrzeugen erforschen. Schwerpunkte sind insbesondere die übergreifenden Diagnosemöglichkeiten, so dass unabhängig von Fahrzeug, Werkstatt oder Prüforganisation eine hohe Servicequalität dargestellt werden kann. Dazu werden benötigte Messtechnik und Schutzeinrichtungen spezifiziert und neue symptombasierte Diagnoseverfahren entwickelt. Die Ergebnisse werden Herstellern und Zulieferern bei der Entwicklung neuer, innovativer und sicherer Systeme sowie den Prüforganisationen bei der eindeutigen Beurteilung des Zustands von Elektrofahrzeugen zugute kommen.
Bisher existiert kein ganzheitlicher Ansatz für ein Diagnose und Instandsetzungskonzept für Elektrofahrzeuge, der alle wichtigen Aspekte abdeckt. Mit zunehmendem Marktvolumen wird dieser Ansatz aber zwingend notwendig: Zuverlässige Prozesse zur Diagnose und Instandsetzung von Elektrofahrzeugen werden in den kommenden Jahren gebraucht, so wie sie bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren längst existieren.
Bei Otto- und Dieselmotoren werden die komplexen Regelsysteme durch die ständige Eigendiagnose während des Betriebs permanent überwacht. In kritischen Fehlerfällen wird der Fahrer – zum Beispiel durch eine Warnlampe – informiert und der Fehler abgespeichert. Über eine genormte Schnittstelle erfolgt der Zugriff auf die abgelegten Diagnosedaten, so dass anschließend die Fehler bei der Instandsetzung ermittelt und behoben werden können.
Ziel des Forschungsprojektes DINA ist es, auch für Elektrofahrzeuge einen standardisierten Prozess der Diagnose und Instandsetzung zu etablieren.
Andreas Richter
DEKRA Competence Center Elektromobilität
www.dekra.com
NEUE MOBILITÄT 09 // Oktober 2012 // Seite 44-45

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