Smart Traffic

Osnabrück hat schon früh das Thema Elektromobilität für sich entdeckt. Im Jahr 2010 installierten die Stadtwerke Osnabrück die erste Ladeinfrastruktur, einhergehend mit der flächendeckenden Kampagne »Ich-fahr-Strom«. Gemeinsam mit den Stadtwerken Aachen und Duisburg sicherten sich die Stadtwerke Osnabrück ein technologisches Know How mit der Gründung der Innovationsgesellschaft smartlab. Diese widmet sich insbesondere dem Produkt »Ladenetz.de«, welches sich ein barrierefreies Laden und übergreifendes Roaming zum Ziel gesetzt hat. Diesem Verbund haben sich mittlerweile 27 Stadtwerke und mehrere europäische Partner angeschlossen.
Im Zuge der strategischen Neuausrichtung der Stadtwerke Osnabrück, sich zu einem Mobilitätsdienstleister zu entwickeln, wurde im Jahr 2011, gemeinsam mit dem Verein Stattverkehr e.V., die heutige Stadtteilauto OS GmbH gegründet. Übergreifend initiierte man das laufende Projekt Mobilität 2030, mit dem Ziel, durch nachhaltige Mobilität ein lebenswertes Osnabrück zu schaffen. Passend hierzu sind die Stadtwerke Osnabrück Teil des Förderprojektes econnect Germany, welches dem Förderaufruf »IKT für Elektromobilität II« des BMWi folgte und mittlerweile als Leuchtturmprojekt der Bundesregierung ausgezeichnet wurde. In Osnabrück wird sich auf den Bereich Smart Traffic konzentriert.
Auf Basis eines Mobilitätskonzepts ist es Ziel, intermodales und elektromobiles Reisen zu ermöglichen. Neben der Integration eines Elektrobusses in das Stadtbusnetz ist daher die Einführung von zehn Elektrofahrzeugen in das bestehende Carsharing-Angebot Bestandteil des Feldversuches.
Das Konzept berücksichtigte bereits während der Planungsphase, dass die Bürger sich an diversen Öffentlichkeitsveranstaltungen über dieses Thema informieren konnten. Fachlich fiel die Entscheidung, aufgrund erster Erfahrungen im Flottenmanagement der Stadtwerke, auf die Fahrzeugtypen Mitsubishi i-MiEV und Citroën C-Zero. In der Standortfrage wurden bevorzugt öffentlichkeitswirksame Stellplätze, primär in Gebieten mit hoher Kundenzahl, ausgewählt. Die bis heute vorgesehenen Regelungen der StVO für Carsharing-Stellplätze ließ es dabei nicht zu, öffentlichen Straßenraum zu nutzen. Findige Ideen der Stadtverwaltung und weiterer Partner, aber auch Flächen der Stadtwerke selbst, haben dennoch ein zufriedenstellendes Ergebnis ermöglicht. Teilweise wurden die Stellflächen zusätzlich auch mit konventionellen Fahrzeugen bestückt, um so einem Ausfallrisiko entgegenzuwirken und das Kundenverhalten zu erforschen. Grundsätzlich wird ebenso darauf geachtet, die aufgestellten Säulen für private Elektromobile zugänglich zu machen, wodurch zumeist 2 bis 3 Parkplätze benötigt wurden.
Eine weitere Herausforderung war es, die bestehende Carsharing-Infrastruktur für die elektromobile Zukunft fit zu machen. Insbesondere das Buchungs- und Bordrechnersystem war von zentraler Bedeutung. Nach derzeitigem Stand werden die Fahrzeuge mit einer sechsstündigen Vorbuchung belegt, um so eine volle Ladung zu garantieren. Wünscht der Kunde eine frühere Buchung auf dieses Fahrzeug und wurde dieses Fahrzeug innerhalb der vorherigen sechs Stunden gebucht, so entscheidet er anhand von Prognosedaten selbst, ob er dieses »Risiko« eingehen möchte. Und auch die Ladekabeltechnik musste genau geplant werden, um Diebstahl oder Vandalismus vorzubeugen.
Im Vorfeld der Einführung des eCarsharing-Konzeptes galt es, eine weitere entscheidende Frage zu klären: Das Tarifsystem. Hat sich im klassischen, stationsbasiertem Carsharing ein Zeit- und Kilometersystem etabliert, und war dies einmal beim Kunden gelernt, lag es nahe, dieses analog anzuwenden. Aufgrund nicht vergleichbarer Anschaffungskosten der Fahrzeuge, ferner auch der zunächst benötigten weiteren Infrastruktur, erschien es nicht sinnvoll, eine Vollkostenrechnung im preissensiblen Carsharing anzusetzen. Im Sinne eines Forschungsprojektes wurde daher eine visionäre Kalkulation bevorzugt, gepaart mit einer Sondermitgliedschaft für Elektroautos.
Erste Ergebnisse unseres Feldversuches zeigen derweil, dass ein hohes Interesse bei den Bürgern vorherrscht. Einem anfänglichen »Super-Run« stehen dabei nur wenige Kritiken gegenüber, welche allerdings durchweg von Verständnis und aktivem Mitgestalten der Kunden geprägt waren. Nach der Einführungsphase können wir somit nun behaupten, dass eFahrzeuge ein fester Bestandteil der Flotte sind und für viele Kunden ein bevorzugtes Fortbewegungsmittel darstellen. Verbesserungsthemen und weitere Handlungsfelder ergeben sich primär aus der IKT. Prognosegenauigkeit Schnittstellenverbesserungen, Systemstabilitäten und Kundeninformation sind hier die Schlagwörter.
Die Strategien des StadtTeilAutos und der Stadtwerke sehen daher vor, weiter auf Elektromobilität zu setzen. Auch Hybride sind deshalb bereits über das Forschungsprojekt hinaus Bestandteile der Flotte, welche künftig mit einem starken Ladenetz, einer schnellen Kundeninformation und einem einfachen Zugang, beispielsweise per App, unterstützt werden sollen.
Christian Reining und Markus Lange-Stuntebeck
Stadtwerke Osnabrück AG
www.stadtwerke-osnabrueck.de

Nach oben