Statement von BEM-Vorstand Christian Heep zu Tesla / Elon Musk
Kolumne / Kommentar von Christian Heep
Mit steigender Bekanntheit wird es zunehmend schwieriger, die Rolle als Privatperson vom Handeln im Namen eines Unternehmens zu trennen. In der heutigen Wirtschaftswelt ist diese Unterscheidung oft komplex und vielschichtig. Es steht außer Frage, dass Tesla eine maßgebliche Rolle bei der Beschleunigung der Elektromobilität weltweit, einschließlich in Deutschland und Europa, gespielt hat. Durch Teslas Innovationskraft und disruptive Marktdurchdringung wurde die gesamte Automobilindustrie dazu gebracht, sich schneller in Richtung nachhaltiger Mobilität zu bewegen. Ohne diesen Druck wären Deutschland und Europa heute sicher nicht so weit.
Dennoch ist es nachvollziehbar, dass Unternehmen wie Rossmann, die sich von bestimmten Äußerungen oder Handlungen distanzieren möchten, ihre Geschäftsentscheidungen auf ethische Grundsätze und die Werte ihrer Kundschaft stützen. Die Entscheidung, Tesla-Fahrzeuge aus dem Fuhrpark zu nehmen, mag Ausdruck einer solchen, moralischen Positionierung sein. Wer allerdings beim Virtue Signaling überzeugen will, sollte selbst ein Vorbild sein, sonst verliert die Kritik an Glaubwürdigkeit. Während Elon Musk die Autowelt revolutionierte und ein weitreichendes Ladenetzwerk aufbaute, zeigt Rossmann wenig Engagement: Von 800 Fahrzeugen im Fuhrpark sind nur 71 rein elektrisch und für Kunden gibt es kaum Lademöglichkeiten. Trotz der Betonung auf Klimaschutz wirkt diese Bilanz wenig überzeugend.
Es ist wichtig, die Ereignisse im größeren Kontext zu betrachten. Während des Dieselgate-Skandals hat beispielsweise die deutsche Automobilindustrie systematisch getäuscht und betrogen, was zu einem enormen Schaden für die Gesellschaft und die Umwelt geführt hat. Der erhöhte Ausstoß von Emissionen hat nicht nur das Vertrauen in die deutsche Automobilindustrie nachhaltig beschädigt, sondern auch gravierende gesundheitliche Auswirkungen auf die Bevölkerung gehabt. Dieser Skandal hat die Fortschrittsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie erheblich geschwächt. Teile der Politik haben dies unterstützt oder zumindest geduldet, wodurch letztlich zukunftsfähige Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Wohlstand gefährdet worden sind. Führte dies zu gleichermaßen medienwirksamen Reaktionen oder Maßnahmen, die dazu führten, dass deutsche Fahrzeuge aus Fuhrparks entfernt wurden..?
In diesem Zusammenhang sollte außerdem nicht vergessen werden, dass Tesla schon lange als Feindbild der deutschen Automobilindustrie dient und eine hohe Medienaufmerksamkeit garantiert. Es gibt eine Vielzahl von gezielten Kampagnen und Fake News, die darauf abzielen, Tesla und insbesondere Elon Musk zu diskreditieren, der ständig im Zentrum dieser Angriffe steht, die u.a. Teil einer breiteren Kampagne gegen die Elektromobilität insgesamt sind.
Ein zentrales Problem hierbei ist die Doppelmoral, die in vielen dieser Diskussionen deutlich wird. Ethische und moralische Grundsätze sollten selbstverständlich für alle gleichermaßen gelten. Wenn beispielsweise jemand die Umwelt schädigt, etwa durch fossile Wirtschaftspraktiken, sollte dies genauso scharf verurteilt werden. Kinderarbeit in der Textilindustrie, die fehlende Transparenz in globalen Lieferketten und die Externalisierung von Umweltrisiken verdienen mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit wie kritische Aussagen oder politische Meinungsäußerungen. Dieser einseitige Fokus lenkt von größeren systemischen Problemen ab, die dringend angegangen werden müssen.
Als Bundesverband eMobilität wollen wir mögliche fragwürdige Aussagen oder Haltungen von Elon Musk keineswegs relativieren. Auch wir betrachten einige seiner Aussagen differenziert. Doch es ist entscheidend, dass ethische Grundsätze für alle gleichermaßen gelten. Dies schließt auch die zahlreichen Aussagen und Handlungen anderer Wirtschaftsführer und Politiker ein, die nicht die gleiche kritische Aufmerksamkeit erhalten.
Letztlich wird der Erfolg der Elektromobilität nicht nur von technologischen Innovationen abhängen, sondern auch von der Transparenz, Glaubwürdigkeit und ethischen Verantwortung der Akteure in der gesamten Wirtschaft sowie den politisch gesetzten Rahmenbedingungen. Nur durch einen fairen und gleichen Maßstab für alle Beteiligten kann eine zukunftsfähige Green Economy ihr volles Potenzial entfalten – zum Nutzen der Umwelt, der Wirtschaft und der Gesellschaft insgesamt.