Technologieoffenheit: Strategie, Magie, Dogma
24. Juni 2020 / Tagesspiegel Background / Carsten Pfeiffer, Leiter Strategie & Politik, Bundesverband Neue Energiewirtschaft
»Technologieoffenheit« ist zum geflügelten Wort geworden. Ein Begriff, wie er positiver kaum geframt sein könnte. Wer könnte gegen Technologieentwicklung oder Offenheit sein? Und es ist ja richtig: Daraus können kluge Strategien entstehen, die aus der Vielfalt der Ideen und Köpfe schöpfen. Doch es lässt sich beobachten, wie der Begriff zum Dogma geworden ist. Als Glaubenssatz unterminiert er Strategien, die auf Priorisierung setzen. Das Dogma wiederum lässt sich geschickt gebrauchen und dient inzwischen als Lobby-Zauberspruch, ein modernes Simsalabim, um seitens der Politik die Türen geöffnet zu bekommen, die sonst verschlossen blieben.
Ein besonders aktuelles Beispiel sind die lauten Rufe der Nationalen Wasserstoffstrategie nach Technologieoffenheit. Und es werden ganz technologiespezifisch der Wasserstoff und damit auch die eFuels von der EEG-Umlage befreit. Elektroautobesitzer müssen hingegen weiterhin EEG-Umlage für den Strom aus der Ladesäule zahlen. Chapeau! Die Technologieoffenheit hat ihre ganze Magie entfaltet.
Technologieoffenheit ist eine bewährte Strategie der Vertreter des ‚Weiter so‘. Wer darauf setzt, verwendet den Begriff als Bindemittel beim Betonrühren. Sie lehnen inzwischen Klimaschutz und Energiewende nicht mehr offen ab. Der Slogan lautet dann ‚Klimaschutz ja, aber technologieoffen‘. Gemeint ist dann oft die Beibehaltung von Öl und Gas, verbunden mit dem Versprechen, diese irgendwann einmal technologieoffen CO2-frei zu gestalten.
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