Wandel zur eMobilität beschäftigt die Autozulieferer

06. November 2019 / Artikel erschienen auf ⇢ freiepresse.de / Photo: Patrick Pleul/dpa
Auf dem Jahreskongress der Hersteller ging es um den Strategiewechsel – synthetische Kraftstoffe spielen für manche Experten dabei auch eine Rolle. Der Wechsel zum Elektroantrieb wird auch die Zulieferindustrie in Sachsen verändern.
»Aber insgesamt werden wir den Wandel ganz gut überstehen«, schätzte Dirk Vogel vom Zulieferernetzwerk AMZ Sachsen am Mittwoch am Rande des 23. Jahreskongresses der Automobilindustrie in Zwickau ein. Eine Studie hatte kürzlich ergeben, dass gut 5000 der 75.000 Jobs in Sachsens Zulieferindustrie wegfallen werden, vor allem im Bereich Verbrennungsmotor. Gleichzeitig werde damit gerechnet, dass bis zu 4000 neue Arbeitsplätze in den Bereichen Elektrik, Elektronik und Interieur entstehen, so Vogel. Man werde die Zulieferer in diesem Prozess mit Workshops begleiten.
Der Wandel, den die Branche vollziehen wird, war das Thema auf dem von der IHK Chemnitz organisierten Kongress mit über 300 Teilnehmern aus dem In- und Ausland. Am Mittwochvormittag wurde zum Teil kontrovers diskutiert.
Für BEM-Präsident Kurt Sigl etwa steht fest, dass allein dem batterieelektrischen Antrieb im Pkw die Zukunft gehört. Er forderte daher Politik und Wirtschaft auf, die Ärmel hochzukrempeln und loszulegen. Die Brennstoffzelle bezeichnete Sigl hingegen als kein Thema mehr, das sei nur etwas für den Schwerverkehr. Er stieß damit auf Widerspruch: Volker Schott vom Verband der Automobilindustrie meinte, auf mittlere Sicht über 2030 hinaus sei die Brennstoffzelle »eine Option, an der weitergearbeitet werden muss«.
Thomas Koch, Leiter des Instituts für Kolbenmaschinen in Karlsruhe, warnte davor, »die eine Technologie in den Himmel zu heben und die andere tot zu reden«. Langfristig werde es einen Mix geben. Er glaubt, dass sich höchstens ein Drittel der Menschen ein batteriegetriebenes eAuto kaufen werden. Den Dieselmotor sollte man dagegen aus seiner Sicht noch nicht abschreiben. Der sei langfristig eine sehr gute Lösung – in Hybridfahrzeugen oder betrieben mit synthetischen Kraftstoffen.
Für Helmut Becker vom IWK- Institut für Wirtschaftsanalyse und Kommunikation München ist klar, dass die Mobilität der Zukunft ohne fossile Brennstoffe funktionieren wird. »Damit bleibt nur Strom als Antriebsquelle übrig.« Das bedeute aber nicht, dass Autos nur über Batterien betrieben werden könnten. Es gebe auch andere Möglichkeiten, den Strom zu nutzen – etwa zur Herstellung synthetischer Kraftstoffe. Dass einmal alle 45 Millionen Autos hierzulande mit Batterie betrieben werden, ist für ihn »unvorstellbar«.
2025 soll laut der Studie jedes zweite in Sachsen produzierte Fahrzeug einen Elektromotor haben. Wie viele eAutos Volkswagen dabei in der Region verkauft, ist aus Kochs Sicht nicht relevant. Die Autobauer müssten die Emissionen ihrer Flotten senken, um Strafzahlungen der EU zu verhindern. »Sie werden Strategien entwickeln, um die eAutos in den Markt zu bringen«, hieß es.
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